Ehrlich? Mein Lieblingsmensch interessiert mich nicht mehr | đïž074
Shownotes
Kennst du diesen Moment, in dem du merkst: Eigentlich höre ich gar nicht mehr richtig zu? Oder du spĂŒrst, dass dein Lieblingsmensch innerlich nicht mehr wirklich bei dir ist? Viele Paare erschrecken dann: HeiĂt das, die Liebe ist weg? Muss das das Ende sein?
In dieser Episode spreche ich darĂŒber, warum dieses GefĂŒhl so oft auftaucht â gerade in langjĂ€hrigen Beziehungen â und weshalb es nicht automatisch bedeutet, dass alles verloren ist. Du erfĂ€hrst, warum emotionale NĂ€he manchmal verschĂŒttet ist, wie du sie wie einen Muskel trainieren kannst und welche kleinen Schritte im Alltag sofort mehr Tiefe und Verbindung schaffen.
Es geht um PrĂ€senz, echtes Interesse und die Frage: Wie kann ich meinen Lieblingsmenschen wieder wirklich spĂŒren â und mich selbst dabei auch?
đ§ Hör rein und entdecke, wie emotionale NĂ€he in deiner Beziehung wieder lebendig werden kann.
Transkript anzeigen
Hallo und herzlich willkommen. Schön, dass du wieder dabei bist. Ich freue mich riesig, dass du heute meinem Podcast «Beziehungsmagie â Beziehung neu Leben» lauscht. Heute möchte ich mit dir ein Thema besprechen, das ich immer mal wieder zu Ohren bekomme, gerade in langjĂ€hrigen Beziehungen. Gerade neulich hat mir eine Klientin im Coaching erzĂ€hlt, dass sie merkt, wie sie abschreibt, wenn ihr Lieblingsmensch ihr etwas erzĂ€hlt. Und dann kam sehr rasch bei ihr die Frage hoch, bedeutet das, dass ich mich gar nicht mehr fĂŒr ihn interessiere?
Bedeutet es vielleicht sogar, dass unsere Beziehung am Ende ist? Und gleichzeitig ist es natĂŒrlich so, dass auch das GegenĂŒber merkt, ob jemand wirklich prĂ€sent ist, wenn er oder sie etwas von ihrem Alltag erzĂ€hlt. Und viele deuten es dann so, er oder sie interessiert sich nicht mehr fĂŒr mich. Und genau da taucht diese Angst in vielen Beziehungen auf. Wenn wir uns innerlich nicht mehr so interessieren wie frĂŒher, wenn wir beim Zuhören abdriften oder nur noch mit halbem Ohr da sind, oder es uns langweilt, was sie oder er uns erzĂ€hlt, dann muss es heissen, dass die Liebe weg ist. Doch in meinen Augen stimmt das nicht. Das bedeutet nicht automatisch, dass jetzt eine Trennung ansteht oder dass alles verloren ist, auch wenn es sich manchmal wirklich etwas leer anfĂŒhlt.
Es bedeutet erst einmal nur, dass die emotionale NĂ€he nicht mehr spĂŒrbar ist. Und Hand aufs Herz. Vielleicht war sie tatsĂ€chlich gar nie wirklich da, weil wir nie gelernt haben, wie man emotionale Bindung aufbaut. Vielleicht ist sie verschĂŒttet unter Verletzungen, die nie angesprochen wurden und die zwischen euch stehen. Oder sie ist auch einfach vom Alltag ĂŒberdeckt, von Arbeit, von Kindern, Verpflichtungen, Routinen. Oder es kann auch sein, dass eines von euch oder manchmal auch beide wie leer sind, sich nicht mehr selber gut spĂŒren. Und dann bleibt einfach kein Raum mehr, diese NĂ€he bewusst zu pflegen.
Besonders viele Paare erleben das ab Mitte 40 oder 50. Und warum? Weil dann oft die Kinder grösser werden oder ausziehen, weil der Druck im Beruf sich verĂ€ndert, weil man nach Jahrzehnten des Funktionierens plötzlich spĂŒrt, wir haben gemeinsam unglaublich viel organisiert, viel erlebt, viel geschafft, aber uns ist dabei ein StĂŒck verloren gegangen. Es kann gut auch sein, dass es schon frĂŒher auftaucht oder schon frĂŒher aufgetaucht ist. Es ist sehr wahrscheinlich. Nur merken wir das oft gar nicht in all dieser Hektik. Und wenn sich dann das Leben etwas beginnt zu verĂ€ndern, spĂŒren wir plötzlich, hey, da fehlt etwas.
Und dann taucht die Frage auf, interessiert mich mein Lieblingsmensch ĂŒberhaupt noch? Und ja, das ist ein schmerzhafter Moment. Und es ist natĂŒrlich auch ein Moment, wo dann vielleicht auch wieder die Frage kommt, ja, oder wĂ€re jetzt eine andere Beziehung spannender? Und ja, klar, eine neue Beziehung ist im ersten Augenblick immer spannender, weil da ein neuer Mensch ist. Aber es ist auch eine riesige Chance fĂŒr euch. Denn NĂ€he ist nichts, was nur am Anfang durch Verliebtheit entsteht. Sie ist etwas, das wir bewusst kultivieren können, unabhĂ€ngig von unserem Alter und unabhĂ€ngig davon, wie lange wir bereits gemeinsam unterwegs sind.
Emotionale NĂ€he klingt fĂŒr viele wie ein GefĂŒhl, das einfach da ist oder eben nicht. In Wahrheit ist die emotionale NĂ€he mehr wie ein Muskel. Wenn ich ihn nie benutzt habe,fĂŒhlt es sich am Anfang steif und anstrengend an,das ist wie wenn ich lange keinen Sport gemacht habe, kann die erste Bewegung sehr mĂŒhsam, anstrengend sein und manchmal tut sie auch etwas weh, sind wir ehrlich. Und genauso ist es mit dem Muskel der emotionalen NĂ€he. Er wird stĂ€rker, wenn wir ihn wieder in Bewegung bringen. NĂ€he entsteht, wenn wir lernen, prĂ€sent zu bleiben. Wenn wir lernen, uns fĂŒreinander zu interessieren, auch dann, wenn uns das, was es gegenĂŒber sagt, also der Inhalt, nicht unbedingt packt oder unglaublich bewegt.
Und das ist vielleicht der wichtigste Punkt dieser Episode. NĂ€he entsteht nicht ĂŒber das Thema. Vielleicht erzĂ€hlt mein Lieblingsmensch von etwas im Job, das mich inhaltlich gar nicht interessiert. Oder vielleicht spricht sie ĂŒber eine Kleinigkeit, die mir banal erscheint. Die Frage ist nicht primĂ€r interessiert mich das Thema, sondern warum ist es meinem GegenĂŒber wichtig? Was macht es mit ihm oder mit ihr? In diesem Moment verschiebt sich der Fokus vom Thema zur Person.
Ich höre nicht auf die Fakten, sondern auf die Person. Ich interessiere mich nicht fĂŒr die Geschichte, sondern fĂŒr den Menschen, der sie mir erzĂ€hlt. Und mit der Geschichte, die er oder sie mir erzĂ€hlt, lerne ich meinen Lieblingsmenschen auch wieder ein StĂŒck nĂ€her kennen und besser kennen. Und genau das ist emotionale NĂ€he. NatĂŒrlich werden wir beim Zuhören immer mal wieder abschreifen. Gedanken tauchen auf, To-Do-Listen drĂ€ngen sich vor. Aber genau das ist das Training.
Ich merke, jetzt schweife ich gerade ab und komme wieder zurĂŒck. Mehr braucht es nicht. Es muss nicht perfekt sein und wir mĂŒssen nicht immer zu 100% prĂ€sent sein, sondern immer wieder. Wie bei einem Training, ich verliere das Gleichgewicht, fange mich wieder auf und versuche es wieder. Ich höre auf, ich beginne neu. So kannst du oder ihr beide wieder damit starten, emotionale NĂ€he aufzubauen. Paarend in mein Coaching-Kong gebe ich sehr oft, fast immer, ein einfaches Ritual mit, das ich als unglaublich kraftvoll erlebe, das 10-Minuten-ZwiegesprĂ€ch.
Und zwar braucht es einmal in der Woche 10 Minuten. Einer spricht 5 Minuten lang und das andere hört einfach nur zu. Ohne Unterbrechen, ohne Kommentare, ohne Tipps, ohne RatschlÀge, ohne irgendetwas. Und danach wechselt ihr.
Das klingt unglaublich simpel, fast zu simpel. Aber genau darin liegt die Wirkung. Paare, die das regelmĂ€ssig machen, berichten mir, wie viel sich verĂ€ndert. Dass sie plötzlich wieder Dinge erfahren, die sie lange nie mehr gehört haben. Dass sie den anderen wieder spĂŒren. Ja, dass sogar echtes Interesse wieder zurĂŒckkommt. 10 Minuten, die mehr verĂ€ndern können als ein ganzer Abend, den ihr gemeinsam vor dem Fernseher verbringt, wenn ihr nicht zusammen sprecht.
Und auch im Alltag sind es oft die kleinen Dinge, die NĂ€he entstehen lassen. Ein kurzes Blickkontakt. Ein echtes Zuhören nur fĂŒr zwei Minuten. Die Frage, wie ging es dir damit? Nicht nur, was ist passiert. Oder auch die Frage, wie geht's dir? Aber hĂ€ngt da noch ein Wirklich an?
Wie geht's dir wirklich? Oder auch ein gemeinsames Lachen ĂŒber etwas Banales. NĂ€he ist ĂŒbrigens ein riesiger NĂ€hefaktor. Er bringt Leichtigkeit in Beziehungen, gerade auch dann, wenn es etwas ernster oder schwerer geworden ist. NĂ€he entsteht also nicht nur in den tiefen GesprĂ€chen, sondern auch im Leichten und ganz wichtig im Freundschaftlichen, im GefĂŒhl, wir mögen uns. Vielleicht taucht bei dir auch manchmal die Frage auf, ob das mit der emotionalen NĂ€he, mit dem Alter zu tun hat. Und ja, ein StĂŒck weit vermute ich das.
Mit 20 lebt man NĂ€he oft unbewusst. Das sind die Hormone, die Aufregung, all das Neue, das uns trĂ€gt und wir denken da nicht so gross darĂŒber nach. Wobei ich feststelle, dass die heutigen jungen Leute viel bewusster unterwegs sind und je bewusster wir unterwegs sind, je mehr kommt dieses Thema emotionale NĂ€he oder wie wir es oft auch sagen, eine Tiefe in Beziehungen auf. Mit 30, 40 kommen dann Kinder, Karriere, Alltag und NĂ€he muss aktiv gepflegt werden, sonst verschwindet sie im LĂ€rm des Lebens. Und das passiert da sehr oft, weil der Alltag einfach so unglaublich vollgepackt ist, dass wir, wenn wir nicht sehr achtsam sind, dass wir etwas vergessen und dass auch etwas verloren geht. Und mit 50 beginnt dann nach und nach die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit zu wachsen, nach einem Menschen, bei dem ich wirklich ich sein darf, ohne Masken, ohne Rollen. Aber in Wahrheit ist es so, dass NĂ€he kein Zufall ist, sie ist ein Prozess und sie entsteht, wenn wir uns Zeit nehmen, prĂ€sent zu sein, Interesse zu zeigen und auch verletzlich zu zeigen.
Und dieser Muskel, der kann in jedem Alter trainiert werden. Etwas, was ganz wichtig ist, was ich dir hier noch mitgeben möchte, ist, dass emotionale NĂ€he bedingt, dass du dir selbst nahe bist. Also es heisst, dass du dich selbst auch spĂŒrst und wahrnimmst. Denn nur so kannst du prĂ€sent sein und PrĂ€senz braucht es, um mit deinem GegenĂŒber in eine tiefere Verbindung einzutreten. Und eine kleine Frage möchte ich dir noch mitgeben. Wo könntest du deinem Lieblingsmenschen gerade echtes Interesse schenken? Vielleicht im nĂ€chsten GesprĂ€ch, heute Abend beim Essen?
Oder vielleicht, wenn er oder sie nach Hause kommt vom Arbeiten? Und frag nicht nur nach den Fakten, sondern frag nach dem GefĂŒhl dahinter, wie es ihr oder ihm damit geht. Und lausche nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Und genau dort, in diesen kleinen Momenten, wird NĂ€he wieder lebendig. Und mit dem wirst du merken, dass auch eure Beziehung sich wieder verĂ€ndert und durch diese emotionale NĂ€he auch viel mehr wieder möglich wird. Und wie du vielleicht auch schon gehört hast, körperliche NĂ€he bedingt bei vielen Menschen, besonders auch bei Frauen, emotionale NĂ€he. Ohne emotionale NĂ€he wird oftmals körperliche NĂ€he schwierig.
Darum, es lohnt sich, hier dran zu bleiben. Und ich hoffe, du konntest etwas fĂŒr dich mitnehmen und ich freue mich mega, wenn du bei der nĂ€chsten Episode wieder mit dabei bist, wenn es wieder heisst Beziehungsmagie â Beziehung neu leben. Ich freue mich auf dich.
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